Talvisalo koulu Savonlinna Stadtgymnasium Detmold 2023-24:

Im Zeichen Europas
Es war eine durch und durch europäische Begegnung: Gefördert durch Erasmus+ (benannt nach dem berühmten Humanisten aus den Niederlanden) fuhren von Deutschland aus 15 Schülerinnen und Schüler des Stadtgymnasiums (seines Zeichens Europaschule) im September 2023 nach Finnland. Gefördert von der Stadt Detmold und der Deutsch-Finnischen Gesellschaft Detmold e.V. erfolgte im März 2024 der Gegenbesuch der 14 finnischen Schülerinnen und Schüler von der Talvisalo koulu. Die Verständigung erfolgte auf Englisch, aber auch einige finnische und deutsche Wörter wurden jeweils gelernt, und so heißt es an dieser Stelle: „Kiitos“ – „Danke“ – „Thank you“ – „Bedankt“.

Blaubeeren und Blumen
Beim Septemberbesuch zeigte sich die finnische Seenlandschaft von ihrer schönsten Seite – mit spätsommerlich sonnigem Wetter, spiegelglattem Wasser und Wäldern voller Blaubeeren. Das Detmolder Märzwetter konnte damit zwar nicht ganz mithalten; allerdings blühten hier schon viele Blumen, während in Savonlinna noch Schnee lag, so dass die Finnen, die in der Woche zuvor noch beim Eisbaden gewesen waren, einen – für ihre Verhältnisse – frühen Frühling genießen konnten.

Du oder Sie?
„Ihr duzt eure Lehrer?“ Nicht nur dies, sondern auch die Hausschuhe in den Klassenzimmern sowie das in Finnland kostenlose Mittagessen für alle Schulpflichtigen – all das war neu für die deutschen Schülerinnen und Schüler. Während die begleitenden finnischen Lehrerinnen Elina Lammassaari und Annika Huupponen das an deutschen Schulen übliche Siezen als Zeichen respektvollen Abstands für eigentlich gar nicht so schlecht hielten, erschien ihren deutschen Kollegen Oliver Kamp und Gönke Eberhardt wiederum das Duzen eine Überlegung wert, weil es mehr Nähe und eine familiäre Atmosphäre an der Schule erlaubt. Umgekehrt staunten die finnischen Gäste in Detmold darüber, dass es hierzulande keinen Handwerks- und Hauswirtschaftsunterricht (mehr) gibt, über die Möglichkeit, die Pausen auch im Schulgebäude zu verbringen – und über die für sie späten Mittagessenszeiten in Deutschland.

Korvapuustit und Osterkränze
Im September waren in der finnischen Schul- und Lehrküche mit Hilfe der Hauswirtschafts-lehrerinnen im September köstliche finnische Zimtschnecken (Korvapuustit) entstanden. Da aber auch in Deutschland das Backen Tradition hat, öffnete für den Gegenbesuch Nicolas Biere seine Backstube in Heiligenkirchen, wo die deutsch-finnische Schülergesellschaft unter professioneller Anleitung Ostergebäck aus Hefeteig formte. Obwohl in beiden Fällen größere Mengen gebacken wurden, blieben beim Aufessen keinerlei Reste. Kein Wunder: Pesäpallo (finnischer Baseball) und Bowling, Stadtrallyes, Rathausempfänge und Museumsbesuche, eine Dampferfahrt auf dem Saimaa-See und der Besuch des Hermannsdenkmals hatten genug Energie gekostet, die es wieder reinzuholen galt.

Krieg und Frieden
Immer wieder wurde die Gruppe mit dem Thema „Krieg und Frieden“ konfrontiert, angefangen mit dem Besuch der ursprünglich schwedischen Burg Olavinlinna mit ihren Relikten aus der Zeit russischer Herrschaft – und ein halbes Jahr später mit der Besichtigung des Detmolder Residenzschlosses, um dessen Herrschaftsbereich Fürstin Pauline mit Napoleon verhandeln musste. Nachdem im finnischen Mikkeli im „War and Peace Center“ die Schrecken des 2. Weltkriegs nur allzu deutlich geworden waren, ging es beim gemeinsamen Besuch in Münster um den Frieden, der nach dem Dreißigjährigen Krieg endlich für Europa ausgehandelt werden konnte. Immer wieder wurde deutlich, wie tragisch es ist, wenn Territorien im Laufe der Geschichte Begehrlichkeiten wecken und dadurch Kriege entfacht werden – und was für ein kostbares Gut stabiler und gerechter Friede ist. Die unbeschwerte gemeinsame Zeit und das herzliche Verhältnis von Gästen und Gastgeber*innen ließen erkennen, wie viel Spaß gegenseitiges Kennenlernen und Verständigung machen können!

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